Was genau macht ein Biomöbel zu einem solchen? Warum nennen wir unsere Echtholz-Möbel so?
Ein persönlicher Kommentar von Lutz Collier.
Ich denke, daß Bio eines der am stärksten mißbrauchten Schlagworte ist. Wohin man guckt, alles ist bio, selbst der Honig, obwohl der von der anderen Seite der Erde stammt. Mag sein, daß der "bio" ist, "öko" jedenfalls sicher nicht. Interessant finde ich, daß manche sog. "Bio-Produkte" in Tests (bspw. "öko-Test") ganz furchtbar durchfallen und irgendwie gar nicht bio sind. Aber das Label ist offensichtlich wichtig und Grundlage für die Kaufentscheidung. Bio äpfel aus Neuseeland sind der Renner. Die herrenlosen Apfelbäume hingegen auf der verlassenen Wiese, am Waldrand in der Nähe des Dorfes lassen ihre Äpfel achtlos und ungenutzt auf die Erde fallen, wo sie verfaulen. Aufgehoben, gepflückt und gegessen werden sie nicht. Nun, sie haben ja kein Bio-Label. Außerdem müsste man sich dafür ja auch bücken.
Was hat das mit Holzmöbeln zu tun? Nun, auch hier gibt es verschiedene Labels. Manche sind Eigenkreationen der mächtigen Einkaufsverbände des Möbelhandels, über die ein Großteil des Möbelumsatzes in Deutschland fließt. Man macht sich sozusagen sein eigenes Label. Echte Biolabel aus unabhängigen Institutionen hingegen sind weitgehend unbekannt. Zu nennen ist das Label der LGA, eine Tochter des TüV Rheinland, welches Schadstoffprüfungen vornimmt. Auch wir lassen unsere Möbel regelmäßig dort überprüfen. Dann gibt es noch das baubiologische Institut Neubeuern, welches ebenfalls ein unabhängiges, neutrales Siegel vornimmt. Wir sind gerade in der Zertifizierungsphase.
Ziemlich bekannt sind FSC und PEFC. Wir sind zertifiziert. Ich nenne aber nicht das Label, da der Verwaltungsaufwand, der betrieben werden muss, um das Label zu nutzen, seltsam hoch ist. Ich denke, daß aus diesem Grunde diese Labels im Möbelbereich deshalb extrem selten sind. Auch sind sich diese beiden, im Grunde ja gar nicht so unterschiedlichen Labels, spinnefeind und schließen sich gegenseitig weitgehend aus. Ich kann im Grunde nicht von beiden zertifiziert sein. Wenn ich nun ein Echtholz-Möbel habe, meinetwegen ein Möbel Buche, mit FSC-zertifiziertem Holz, die Rückwand aber PEFC-zertifiziert ist, dann darf ich das Möbel nicht als FSC-zertifiziert verkaufen, sondern muss auf das Angebot und die Rechnung schreiben, daß das massive Naturmöbel bspw. zu 75% aus zertifiziertem und zu 25% aus Nicht-zertifiziertem Holz besteht. Ein riesiger Text, ein riesiger Nebel, und auch unwahr, denn sowohl Massivholz als auch Rückwand sind zertifiziert, nur bei unterschiedlichen Organisationen. Bevor ich so etwas auf meine Rechnungen schreibe und noch den falschen Eindruck erwecke, daß meine Holzmöbel ja nicht wirklich zertifiziert sind, nutze ich dieses Label nicht.
Nun, wenn ich Möbel in Asien kaufe und hier verkaufe, der Hersteller in Asien und alle Beteiligten und auch wir zertifiziert sind, dann kann ich das Möbel hier als meinetwegen "FSC-zertifiziert" verkaufen. Dieses Label stellt sicher, daß kein Raubbau am Wald betrieben wird, daß die Mitarbeiter in Asien ordentlich bezahlt werden und auf Dinge wie Arbeitsschutz geachtet wird. Dieses stellt das Siegel sicher, das finde ich sinnvoll, daher sind wir ja zertifiziert. Das Möbel kann dennoch aus einem Material bestehen, das nicht dauerhaft ist, das Möbel also ein Wegwerfmöbel ist. Stellen Sie sich mal den ökologischen Fußabdruck vor, der bei der Herstellung und dem Transport eines solchen "Holzmöbels" entsteht, bis zum dem Wald, der gerodet wurde. Alleine wenn ein Wald gerodet wird, ist das immer ein gravierender Eingriff in die Natur, und es dauert Jahrzehnte bis Jahrhunderte, bis sich das Ökosystem davon erholt hat.
Der Transport in mit Schweröl betrieben Containerschiffen ist ökologisch jetzt auch nicht so der Börner.
Ein Möbel aus Holz als Wegwerfmöbel zu konstruieren, ist meiner Meinung nach pervers. Ein ökologischer Wahnsinn. Der ökologische Fußabdruck ist einfach zu groß. Da kann das Möbel zig Zertifizierungen haben, es ist dennoch nicht nachhaltig.
Beim Transport aus fernen Ländern erfolgt in Überseecontainern, welche mit Giftgas begast werden. Erst im Zielhafen, bspw. Hamburg oder Rotterdam, wird das Giftgas abgelassen. Das Begasen ist auch wirklich sinnvoll, denn wenn so ein Container geöffnet wird, sieht man tote Viecher, die man echt nicht lebendig hier herumlaufen haben will. Nun nimmt Holz Luft aus der Umgebung auf und gibt sie wieder ab. Also auch Giftgas. Ich kenne keine Studien, wie viel Giftgas ein Möbel aus Holz später noch absondert.
Ich denke schon, daß das mal untersucht wurde, weil das naheliegend ist. Gehört habe ich nichts von einer solchen, was mich nachdenklich stimmt. Jedenfalls will ich diese Holzmöbel nicht als Schlafzimmermöbel stehen haben.
Es gibt bei Möbeln keine Grenzwerte für Schadstoffe, abgesehen von Formaldehyd. In Deutschland gibt es Vorschriften bspw. für die Bestandteile von Lacken und Ölen. Manche Stoffe dürfen nicht vorhanden sein, entsprechend sind diese Stoffe dann auch bei den Möbeln aus deutscher Herstellung nicht vorhanden. Das Ergebnis ist, daß Möbel aus deutscher Herstellung, egal welche Möbel, insofern grundsätzlich vertrauenserweckend sein dürften. (Naja, also deutsche Buche wird gerne nach Asien verschifft, in Containern, dort verarbeitet und als Leimholzplatte wieder in Überseecontainern zurückgeschickt und hier zu Echtholz Möbeln verarbeitet. Ebenfalls ein ökologischer Wahnsinn. Die stehen dann im Möbelhaus, daran ein Aufkleber mit "Holz aus deutschen Wäldern", was ja stimmt...).
Naja, jedenfalls sind Möbel aus deutscher Herstellung eigentlich schon grundsätzlich empfehlenswert, aufgrund der Auflagen deutscher Behörden. Diese Auflagen bspw. für Lacke gelten aber nicht für Importmöbel. Ein Gitterbett aus ganz weit weg, mit irgend einem komischen Lack darauf würde ich nicht für mein Baby nehmen.
Ach ja, das Holz für Möbel, auch für solche aus deutscher Herstellung, kommt ganz gerne aus Weißrussland, Ukraine und dergleichen und wurden von der Tschernobyl-Wolke voll erfasst. Das ist natürlich im Holz nachweisbar. Insofern spielt das Wuchsgebiet meiner Meinung schon eine Rolle für ein Möbel, ob es wirklich "bio" ist.
Möbel können durchaus FSC- oder was auch immer zertifiziert sein.
Egal wie hoch der ökologische Preis ist, und wie das Biosystem eines Menschen darauf reagiert. Manche Dinge sind schlicht nicht Bestandteile eines Labels, einer Zertifizierung. Das gilt auch für "Bio"-Labels:
Entscheidend ist, was als Grundlage genommen wird.
Ich denke schon, daß die meisten Zertifizierungen in ihrem Bereich wirklich sinnvoll sind. Allumfassend sind sie nicht.